Das Schweigen als Signal: Warum die USA nicht mehr im selben Ton mit Rumänien sprechen wie früher

Nicușor Dan stând solemn în fața sediului ONU, simbolizând izolaționismul diplomatic al RomânieiPreședintele României, Nicușor Dan, în fața sediului ONU, într-un moment de izolare politică și incertitudine strategică.

Das Schweigen als Botschaft: Stiller als jede diplomatische Rede – nach umstrittenen Wahlen und dem Schweigen der strategischen Partner steht Rumänien allein in einer zunehmend instabilen Region.

Als der Wahlsieg von Nicușor Dan in der zweiten Runde der rumänischen Präsidentschaftswahl im Mai 2025 verkündet wurde, reagierten Teile der rumänischen Presse — insbesondere jene, die sich als “unabhängig” bezeichnet, aber von EU-Geldern und staatlicher Finanzierung abhängig sind — mit Euphorie. Man sprach von einer “Bestätigung des europäischen Kurses”, von der “Rückkehr der Technokratie nach Cotroceni”. Dass die Wahlen im Dezember 2024 durch ein umstrittenes Urteil des Verfassungsgerichts annulliert worden waren, blieb unerwähnt. Die blockierte Kandidatur von Călin Georgescu, unterstützt von einer populären antisystemischen Bewegung, wurde aus dem medialen Gedächtnis gelöscht.

Vor diesem Hintergrund war die Reaktion der US-Botschaft umso bezeichnender. Ein sachliches Kommuniqué, ohne ausdrückliche Glückwünsche an den gewählten Präsidenten:

“Wir freuen uns darauf, mit Nicușor Dan als Präsident von Rumänien und mit der neuen Regierung zusammenzuarbeiten, um unsere gemeinsamen Prioritäten wie Verteidigung, Energie und Handelspartnerschaften zu fördern.”

Doch die diplomatische Spannung war längst aufgebaut: Bereits im März 2025, zwei Monate vor der Wahl, hatte das US-Heimatschutzministerium die Aufnahme Rumäniens ins Visa-Waiver-Programm widerrufen, unter Verweis auf Sicherheitsbedenken und nicht erfüllte Kriterien. Das Schweigen breitete sich nicht nur im Cotroceni-Palast, sondern auch in zuvor jubilierenden Redaktionen aus.

Dieses Schweigen — kühl, diplomatisch kalibriert, aber keineswegs neutral — ist eine klare Botschaft: Für Washington ist Rumänien in seiner aktuellen politischen Form kein verlässlicher und berechenbarer Partner an der Ostflanke.

Ein riskanter, isolierter und unreformierbarer Partner

Rumänien liegt geostrategisch an einem entscheidenden Punkt am Schwarzen Meer. Politisch und diplomatisch jedoch befindet sich das Land in einer immer fragileren Lage. Serbien und Ungarn pflegen offen privilegierte Beziehungen zu Russland. Bulgarien ist zwischen Brüssel und prorussischen nationalistischen Kräften zerrissen. In diesem Szenario ist Rumänien paradoxerweise das einzige Land, das seine euroatlantische Loyalität mimt — verkörpert durch eine kompromittierte politische Klasse, überalterte Verwaltungsnetzwerke und mangelnde Vision.

Die USA haben mit leisen Schritten eine Neuausrichtung begonnen. Im Mai 2025 zog sich das Unternehmen Lockheed Martin aus einem strategischen Projekt in Oradea zurück, das im Rahmen des nationalen Wiederaufbauplans (PNRR) finanziert werden sollte. Obwohl als wirtschaftliche Entscheidung dargestellt, weisen Insider auf juristische Unsicherheiten, legislative Instabilität und zögerliches Handeln der rumänischen Seite hin. Das Fehlen eines US-Botschafters in Bukarest und die reservierte Kommunikation nach der Wahl bestätigen die Abkühlung der strategischen Partnerschaft.

Der kurze Rausch der Pro-Europäer

“Rumänien kehrt nach Europa zurück”, jubelten die Brüsseler Hofanalysten. In Wirklichkeit jedoch isoliert sich das Land. Ohne militärische Garantie der USA, ohne substanzielle US-Investitionen bleibt Rumänien im Schutzbereich einer EU, die — angesichts des Krieges in der Ukraine, politischer Unsicherheiten in Frankreich und Deutschland sowie des Aufstiegs des Souveränitätsdenkens — kaum noch in der Lage ist, ihre eigene Ostflanke zu sichern.

Der Krieg in der Ukraine wird nicht militärisch, sondern diplomatisch beendet werden. Je früher eine Einigung erzielt wird, desto weniger Opfer und Zerstörung wird es geben.

Die Trump-Administration in ihrer zweiten Amtszeit betreibt offen eine strategische Neuausrichtung: schrittweiser Rückzug aus Osteuropa, Stärkung der Präsenz im Indo-Pazifik und möglicherweise eine pragmatische Koexistenz mit Russland, um die euroasiatische Zone zu stabilisieren. In diesem Kontext ist Rumänien — regiert von einem Präsidenten ohne reale Volksunterstützung und einer technokratischen Regierung ohne tiefe Legitimität — kein stabiler Fixpunkt mehr.

Was nicht gesagt wird: Der Rückzug wird nicht verkündet

Die USA werden keinen offiziellen Rückzug erklären. Sie werden einfach nicht mehr an gemeinsamen Initiativen teilnehmen, ihre Truppenpräsenz bei NATO-Übungen reduzieren und Ressourcen in Länder umlenken, die mehr Loyalität und Effizienz zeigen. Wenn die Krise eskaliert, wird Rumänien feststellen, dass europhile Rhetorik ohne sicherheitspolitische Anker nur heiße Luft ist.

Das Schweigen war kein Versehen. Es war eine Positionierung. Eine Warnung. Die USA investieren nicht mehr emotional in Geiseln struktureller Defizite. Rumänien — in seiner heutigen politischen Form — ist isoliert. Und hat es noch nicht begriffen.

Doch bis dahin applaudieren diejenigen mit eindrucksvollen Titeln und tiefem Vertrauen in europäische Rechtsstaatskonzepte einander weiter. Auch jene, die in technokratischen Lösungen einfache Antworten sehen. Es ist ein Optimismus, der selten mit Realität überprüft wird.

Währenddessen kalkuliert der Realpolitik nüchtern weiter. Und in dieser Rechnung steht Rumänien zunehmend auf der Sollseite.

Von Mircea Bivol

Mircea Bivol ist unabhängiger Journalist und Gründer der Plattform CrossBorderChroniclesRo. Er schreibt ehrlich über soziale Ungerechtigkeit, politische Manipulation und über Realitäten, die von den Mainstream-Medien ignoriert werden. Er sucht nicht nach Applaus, sondern nach der Wahrheit – auch wenn sie unbequem ist. Er hat sich für Meinungsfreiheit entschieden, anstatt sich dem System zu unterwerfen. Seine Artikel basieren auf realen Erfahrungen und Zeugenaussagen von Menschen, die nicht länger schweigen wollen.

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